“Meer brauch ich nicht!” Ein neuer Blog für Seele, Herz & Hirn
„Einfach machen?”.
Der erste Artikel meines Blogs. Eine Kombination aus (meiner) Kunst, mit Balkon-Philosophie über das Leben, Technologie und vielem, was uns berührt und beunruhigt und wie wir vielleicht damit umgehen können. Weil - irgendwie muss es ja weitergehen, oder?
Hi. Ob es 2025 noch einen Blog braucht? Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht. Hat es ehrlich gesagt viel zu lange. Ich habe so viel zu sagen und ich kann es nicht mehr für mich behalten. Wie eine frisch mit Kohlensäure gefüllte Wasserflasche die in deinem viel zu großem Kofferraum lag und hin und her geschleudert wurde und beim ersten Öffnen sich gänzlich über dich ergossen hat, werde ich mit meinen Gedanken über dich einbrechen und dir meine Meinungen und Ideen aufs Brot schmieren.
Bevor ich aber mit dem Sprechen beginne, möchte ich schreiben. Worüber?
Vielleicht geht es dir wie mir, dass alles, was auf dieser Welt gerade passiert, irgendwie etwas überwältigend ist und ich sehne mich danach, etwas dafür oder dagegen zu tun. Ganz gleich was. Mein persönlicher Lieblingsweg ist die Kunst und dieser Blog ist auch als Kunst anzusehen. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Vielleicht ein sowas wie es gefällt dir oder es gefällt dir nicht.
Ich denke ich werde jeden Tag schreiben, aber mindestens einmal in der Woche. Ich möchte über meine Projekte sprechen, mit denen ich zukünftig versuche, aktuellen Strukturen und Prozesse aufzubrechen und Bestehendes zu nutzen, um Neues damit zu schaffen. Und dieses Neue soll für alle sein. Nicht für ein paar Einzelne mit viel Geld und Macht.
„Meer brauche ich nicht” ist übrigens der Titel eines Buches, welches ich gerade erarbeite. Eine Kombination aus Streetfotografie, Gedichten und Poesie. In diesem Blog werde ich immer wieder Mal das ein oder andere daraus mit dir teilen, damit du es kaum erwarten kannst, wenn es irgendwann rauskommt.
„Wer bin ich, wenn ich niemand sein muss?”
„Wer bin ich?“ ist eine wirklich so schwierige Frage. Sie wirft mich einfach in ein schwarzes Loch in meinem Kopf, ohne Oben und Unten, und ich ersticke in meinen Gedanken voller Nichts. Wo beginnt „Sein“ und aus welcher Perspektive macht es am meisten Sinn, mir diese Frage zu stellen, geschweige denn eine Antwort darauf zu finden?
Ist es eine rein philosophische Frage? Oder kann ich sie nicht beantworten, ohne eine soziologische und psychologische Betrachtungsweise mit einzubeziehen?
Ich für meinen Teil bin an dieser Frage immer verzweifelt. Bis zu dem Tag, an dem ich irgendwo (ich weiß leider nicht mehr wo genau, ich meine, es war eine Podcastfolge des Philosophischen Radios vom WDR5) irgendjemand die kleine Ergänzung „...wenn ich niemand sein muss“ hinzugefügt hat.
Ja, wer bin ich, wenn ich niemand sein muss? So viele Rollen, in denen wir jeden Tag unterwegs sind, unbewusst und bewusst, ungewollt oder gewollt. Ich bin Bürger, Sohn, Nachbar, Kollege, Freund, Geliebter, Partner, Bruder, Kunde, Supporter und weiß der Geier, was noch alles. Die meisten davon habe ich mir nie ausgesucht, und das wird auch mein ganzes Leben so sein. Aber wenn ich all diese Rollen wegnehme, was oder besser wer bleibt dann übrig? Wie das Wort „Persönlichkeits-Entwicklung“ schon sagt, müssen wir zunächst herausfinden, wer unter den ganzen Schichten aus Glaubenssätzen und Annahmen über diese Welt, die uns mitgegeben wurden, steckt. Und wenn ich meine Persönlichkeit gänzlich entwickelt habe, was meiner Meinung nach nur maximal in einer Momentaufnahme möglich ist, dann bin ich vielleicht in der Lage, mir die Frage zu beantworten, wer ich bin, wenn ich niemand sein muss. Ob es mir dann noch gelingt, dem Ganzen Worte zu geben? Puhh, harter Hund.
Aber wozu das alles? Warum ist es überhaupt sinnvoll und nützlich, sich mit dieser oder ähnlichen Fragen zu beschäftigen?
Vielleicht kannst du was mit meiner Antwort dazu anfangen: Diese Welt ist maximal darauf ausgerichtet, unsere Aufmerksamkeit zu erlangen.
Alles und jeder möchte uns weißmachen, dass SEINE oder IHRE News und Infos DIE Infos sind. Ihr Produkt dein und mein Leben endlich besser machen wird. Oder das EINE Coaching. Die Siebträgermaschine. Das neue Gravelbike von Pusteblume. Die App mit intelligentem Armband, was dir sagt, ob du ausreichend geschlafen hast. Das neue iPhone 2000 oder der neue elektrische Saugroboter. Ein Ventilator mit App-Steuerung, damit du die Stärke des Gebläses regulieren kannst, während du Netflix schaust und dich dafür nicht mehr bewegen musst. All dieser ganze Scheiß, 24/7, 366 Tage im Jahr wird dir als Leben verkauft. Schließlich gehen wir alle den ganzen Tag für den ganzen Scheiß arbeiten.
Doch genau hier liegt der Sinn der Frage. Sie ist kein intellektueller Luxus, sondern unser Ankerpunkt in einer Welt, die uns unablässig von uns selbst ablenken will. Wenn wir uns bewusst mit unserem inneren Kern beschäftigen – abseits aller Rollen, Erwartungen und der schreienden Konsumwelt –, beginnen wir, einen Maßstab zu entwickeln. Unseren eigenen Maßstab. Wir lernen, unsere echte Bedürfnisse von den von außen kommenden (induzierten) Wünschen zu unterscheiden. Wir nehmen uns die Chance, die Kontrolle über unser eigenes Leben zurückzugewinnen, anstatt ständig den Drehbuchautoren dieser kommerziellen Inszenierung zu folgen. (Übrigens: Mein Kumpel Yannis und ich gründen gerade eine Initiative mit dem Namen Datafair, um über den herrschenden Überwachungskapitalismus aufmerksam zu machen und wie ein Jeder sich, bzw. seine persönlichen Daten, technisch und rechtlich schützen kann. Sobald wir Online sind, schick ich dir nen Link zu)
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“ abseits äußerer Zuschreibenden ermöglicht es uns, authentische Entscheidungen zu treffen, die nicht vom neuesten Trend oder der Angst vor Verurteilung getrieben sind. Es ist der Weg zu innerer Freiheit und Selbstbestimmung. Nur wer weiß, wer er ohne all die äußeren Schichten ist, kann wirklich wählen, welche Rollen er bewusst einnehmen und welche er getrost ablehnen möchte. Es ist ein Befreiungsschlag, der es uns erlaubt, nicht nur zu existieren, sondern wirklich zu leben – nach unseren eigenen Regeln und Werten. Und das ist der wohl größte Gewinn in einer Welt, die uns so oft in ein fremdes Skript pressen will. Oder nicht?
Peace, JP
